Im Interview mit Niels Ewald, dem Entwickler von ENWAKO® –
über das ENWAKO®-Training und über die Ausbildung zum ENWAKO®-Trainer.
Lieber Niels, woher kommt der Name ENWAKO®?
Über die praktische Tätigkeit entstand die von mir entwickelte ENWAKO®-Methode, bei der die ENtwickung, WAhrnehmung und KOordination gefördert und verbessert werden.
Was hat dich dazu gebracht, ENWAKO® zu entwickeln?
Oft sind es die eigenen Umstände und Erfahrungen, die uns nach ungewöhnlichen Lösungen und Alternativen suchen lassen. So war es auch bei mir. Während der Endphase meines Studiums zum staatlich geprüften Augenoptiker und Augenoptikermeister waren Lesen und Lernen nicht mehr möglich – meine Augen streikten, obwohl medizinisch und augenoptisch betrachtet alles in Ordnung war.
Was kam dann?
Darum absolvierte ich nach der Augenoptikermeisterprüfung verschiedenste Weiterbildungen und bemerkte die dadurch entstehenden Veränderungen am eigenen visuellen System und in der Körperhaltung. Ich arbeitete in der Schweiz. Ich bildete mich im Bereich Funktionaloptometrie und als neurophysiologischer Entwicklungsförderer immer weiter fort. Auch pflegte ich intensiven Kontakt zu Kinderärzten, Physiotherapeuten und Kinderpsychologen.
Wie würdest du den Blick über den Tellerrand beschreiben?
Durch diese Zusammenarbeit verstand ich, dass die Wahrnehmungsprobleme keineswegs selten sind. Ihre Ursachen können vor der Geburt oder in der frühen Kindheit liegen. In der frühkindlichen Entwicklung werden unsere Reflexe angelegt, die Entwicklungsschritte und zugleich Schutzmuster sind. Ein Teil dieser Reflexe sollte im Laufe der Entwicklung ausreifen. Ein anderer Teil bleibt lebenslang erhalten, sollte aber nur dann aktiv werden, wenn es nötig ist. Verläuft die Reifung eines Menschen nicht optimal, werden die unausgereiften Reflexe z.B. durch Licht, laute Geräusche, Berührungen, Stress oder andere Reize unangemessen ausgelöst.
Für wen ist ENWAKO® geeignet? Wer kann von ENWAKO® besonders profitieren?
Mit dem Training können Kinder und Erwachsene, die Lernschwierigkeiten, Entwicklungsverzögerungen, Blockaden oder Verhaltensauffälligkeiten haben, übersprungene oder zu kurz ausgeführte Entwicklungsschritte nachholen. Durch regelmäßige, aufeinander aufbauende Übungen reift das Gehirn nach, die visuelle und auditive Wahrnehmung werden geschult und Gleichgewicht und Koordination gefördert. So wird eine stabile Grundlage für angemessenes Verhalten und schulisches Lernen aufgebaut.
Kannst du erklären, was dabei passiert?
Ein Teil des Trainings reift und hemmt zum Beispiel die frühkindlichen Reflexe nach, die im Alltag große Probleme bereiten können: Beim Moro-Reflex gibt es einen Zusammenhang mit unangemessenen Ängsten und damit verbunden verschiedene Vermeidungsstrategien oder Aggressionen. Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex steht für die Fähigkeit, die eigene Körperachse zu kreuzen, z.B. beim Schreiben, damit das Blatt gerade vor dem Kind liegen kann und nicht der Körper oder der Kopf gedreht wird. Was über einem längeren Zeitraum zu körperlichen Beschwerden führen kann. Der gereifte Symmetrisch Tonische Nackenreflex bringt Durchhaltevermögen usw.
Wie zeigen sich solche Wahrnehmungsprobleme?
Im Alltag zeigen sich Wahrnehmungsprobleme auf ganz unterschiedliche Art:
Oliver kann sich in der Schulklasse nicht konzentrieren, weil es ihm auch bei durchschnittlicher Lautstärke zu laut ist, er Geräusche nicht filtern und einordnen kann. Obwohl Marie zu Hause den Unterrichtsstoff gut gelernt hat und fehlerfrei wiedergeben kann, gelingt ihr dies in der Prüfung plötzlich nicht mehr. Und schon beim Gedanken an den nächsten Test bekommt sie Bauchschmerzen. Benedikt wiederum muss sich ständig bewegen oder mit dem Stuhl kippeln und stört Mitschüler dadurch. Wird er jedoch aufgefordert, endlich ruhig und gerade dazusitzen, erfordert dies seine ganze Konzentration, und die nötige Aufmerksamkeit für den Unterricht fehlt. Leonie hört sich gerne Geschichten an, schafft es aber nicht, selbst flüssig zu lesen, weil die Buchstaben so komisch wackeln und die Zeile immer wieder verloren geht.
Was kommt auf deine Klienten zu, wenn sie sich für das ENWAKO®-Training entscheiden?
Entscheiden sich Kind und Eltern nach der Grunduntersuchung für ein Training, kommen sie zirka alle vier Wochen in die Praxis und bekommen dort individuell zusammengestellte Übungen gezeigt, die sie dann zu Hause an fünf bis sechs Tagen pro Woche etwa zehn Minuten durchführen. Das Training dauert insgesamt 12 bis 18 Einheiten. Darüber hinaus werden Grundwahrnehmungen wie Seh- Hörverarbeitung, Hautempfinden, Riechen, Schmecken und Fühlen verbessert.
Durch die täglichen Übungen und das Wiederholen werden grundlegenden Faktoren zur Nachreifung und Veränderung erfüllt. Oft stellen sich schon nach kurzer Zeit Erfolge ein. Viele Eltern sind überrascht, dass das Lesen und das Schriftbild besser wurden, obwohl mit dem ganzen Körper geübt wurde.
Wie kann man ENWAKO®-Trainer werden? Braucht man dafür spezielle Voraussetzungen?
Die Ausbildung zum ENWAKO®-Trainer kann berufsbegleitend absolviert werden. Die Basisausbildung findet in 6 zweitägigen Seminarblöcken, statt. Die seit 2013 von uns angebotene und stetig weiterentwickelte Fortbildungsreihe vermittelt grundsätzliche und auch tiefere Kenntnisse zum Thema basale Wahrnehmung, frühkindliche Reflexe, visuelle Wahrnehmung und Kindesentwicklung – auch mit Folgen für das Erwachsenenleben.
Das hört sich sehr gut an – kannst du mir mehr darüber erzählen?
In der Fortbildung eignen sich die Teilnehmer die Bausteine des aufeinander aufbauenden ENWAKO® Trainings an. So können sie nach Abschluss der Fortbildung selbstständig ENWAKO® Trainings geben. Die Seminare berücksichtigen sowohl Theorie als auch Praxis. Die weitreichende, fundierte ENWAKO®-Testung kann gut mit spezifischen Abklärungen anderer Fachrichtungen kombiniert werden. Die Referent/innen, die selbst eigene Praxen führen und somit ihr Wissen laufend erweitern und vertiefen können, legen größten Wert darauf, vieles anhand praktischer Beispiele zu vermitteln. Es kann ein Zertifikat zum ausgebildeten ENWAKO®-Trainer/Therapeut erworben werden.
Für wen eignet sich das ENWAKO®-Methode?
Die ENWAKO®-Methode eignet sich zum Trainieren von Kindern und Erwachsenen. Sie kann sowohl als einzelne Therapieform als auch als Ergänzung zu anderen Therapien und Trainings, wie zum Beispiel: Lerntherapie, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, usw. angewendet werden. Die Entwicklung der basalen Wahrnehmung (mit den frühkindlichen Reflexen), die Förderung der Koordination (Grob- und Feinmotorik, Auge-, Hand-, Koordination), die Stärkung der visuellen Wahrnehmungsverarbeitung, die Verbesserung des Gleichgewichts und der räumlichen Orientierung und die Selbstregulation und Selbstwirksamkeit des Trainierenden stehen dabei im Mittelpunkt.
An welchen Sandorten kann man die Ausbildung als ENWAKO®-Trainer machen?
Natürlich in (70736) Fellbach, in (68229) Mannheim und seit neuestem auch in (6800) Feldkirch/ Österreich.
Was bewegt deiner Meinung nach die Menschen, bei dir die Ausbildung als ENWAKO®-Trainer zu machen?
Da die Probleme der Kinder und Erwachsenen vielfältig sind, gibt es nicht die Musterlösung an sich. ENWAKO® bietet eine Lösungsmethode, die didaktisch logisch aufeinander aufbaut und doch genügend Spielraum für Individualität zulässt. Viele meiner Teilnehmer/innen suchen eine zuverlässige Methode, die basale Wahrnehmung mit einem Grundlagentraining gezielt zu verbessern und aufzubauen. Nachdem sie oft mit den klassischen „viel Üben hilft viel“, nicht weitergekommen sind.
Was bedeutet ENWAKO® für dich?
ENWAKO®® bedeutet Entwicklung, Wahrnehmung und Flexibilität. Es fasziniert mich immer wieder, dass es mir gelungen ist, eine so großartige Methode für Kinder und Erwachsene zu entwickeln. ENWAKO® hilft die eigenen Verhaltensmuster zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern. Allerdings muss jeder das für sich zulassen. Weiterentwicklung, Veränderung, Selbstständigkeit, Lernfähigkeit und Unabhängigkeit sind die Erfolge eines guten Trainings.
Lieber Niels, ich bedanke mich herzlich fürs Gespräch.
Hier gehts zum Erklärvideo von ENWAKO® und weiteren Infos!
Das Interview führte Eva Büchel.